Reizüberflutung ist ein Zeichen dafür, dass das Kind zu viele Eindrücke im Laufe des Tages wahrgenommen, und zu wenige Ruhepausen bekommen hat. Außer Schlaf und Nickerchen brauchen Babys auch Ruhezeit, damit ihnen die neue Welt nicht zu viel wird.
Hintergründe
Warum erleben kleine Kinder Reizüberflutungen?
Es ist ganz normal, dass die Welt am Anfang zu viel für die Kleinen wird. Sie sind ständig umgeben von neuen Geräusche, Eindrücke, und Menschen - ein großer Umbruch vom Leben in Mamas Gebärmutter.
Einer der Gründe für Reizüberflutung kann sein, dass das Kind “Gebärmutterheimweh” hat. Im Bauch war die Umgebung dunkel, warm und hat vor lauten Geräuschen geschützt - ein starker Kontrast zur Welt außerhalb des Bauches.
Wenn man einen Blick auf die Anatomie und die menschliche Geschichte wirft, sieht man, dass Babys aufgrund der Evolution eigentlich drei Monate zu früh geboren werden. Das weibliche Becken ist durch die Evolution schmaler als früher geworden, was dazu geführt hat, dass Kinder bereits nach 9 Monaten anstatt nach 12 Monaten geboren wird. Das neugeborene Baby ist deshalb sozusagen eigentlich noch nicht für die Welt bereit, und ist deswegen sehr empfindlich bezüglich visueller und akustischer Reize, besonders in den ersten drei Monaten.
Einflüsse auf das Baby
Viele Faktoren, die das Baby beeinflussen, können zu Reizüberflutung führen. Wenn mehrere Sinne gleichzeitig stimuliert werden, oder wenn ein Sinn von mehreren Quellen stimuliert wird, kann das Kind überlastet werden - Reizüberflutung tritt auf.
Geräusche, die von mehreren Quellen kommen wie zum Beispiel mehrere Personen die gleichzeitig sprechen, viele visuelle Eindrücke wie helle Lichter oder viele Menschen und viel Bewegung kann das Kind oft nicht gut bewältigen.
Das Baby lernt in jeder wachen Stunde, weshalb es von den unterschiedlichsten Dingen beeinflusst werden kann. Besuche bedeuten neue Menschen, neue Geräusche und neue visuelle Einflüsse. Fernsehen bedeutet starke Farben und laute Geräusche. Ausflüge bedeuten Hektik, Stress und Geräusche.
All diese Eindrücke sind für das Kleine anstrengend. Viel Ruhezeit ist daher unerlässlich.
Symptome
Lerne die Symptome und Signale deines Kindes kennen.
Es ist unterschiedlich, wie Babys zeigen, dass sie Reizüberflutung haben.
Achte darauf, ob dein Kind sich komisch bewegt oder Verhaltensänderungen zeigt. Beides können nämlich Signale für Reizüberflutung sein.
Eine Reizüberflutung kann sich durch eigenartige Bewegungen oder Veränderungen am Körper zeigen. Achte darauf, ob sich die Hautfarbe des Kindes plötzlich von normal zu leuchtend rot oder blass ändern. Auch durch Körpersprache wie Zittern, Ruckeln oder kleine Änderungen des Atems können sich Reizüberflutungen zeigen.
Symptome können auch durch Verhaltensänderungen auftreten. Wenn das Kind weint oder Stimmungsschwankungen zeigt, kann das ein Zeichen für Reizüberflutung sein. Reibt sich das Kind die Augen, bedeckt es das Gesicht mit den Händen, hält es Abstand, vermeidet es Augenkontakt oder deckt es die Ohren ab, sollte man eine Änderung der Umstände in Betracht ziehen.
Ruhezeit nehmen
Kleine Kinder lernen ununterbrochen, wenn sie wach sind, und brauchen zwischendurch Ruhepausen um nicht von den Erlebnissen übermannt zu werden.
Achte auf die Körpersprache des Kindes. Wenn du Signale bemerkst, dass es dem Baby nicht gut geht, kannst du versuchen dem Kind eine Ruhepause zu geben. Entferne das Kind von den Reizen und sorge dafür, dass es in einem ruhigen Raum liegt, vielleicht mit gedimmten Licht, um so eine entspannte Umgebung zu schaffen.
Reizüberflutungen können sich auch abends nach einem langen Tag zeigen. Wenn Babys Reizüberflutung bekommen, zeigen sie es sogar meistens abends, denn am Abend verarbeiten sie die täglichen Reize und versuchen sich zu beruhigen.
Wenn Babys im Laufe des Tages zu viele Reize, laute Geräusche und neue Eindrücke ohne Ruhepausen aufnehmen, treten die Auswirkungen daraus am Abend auf, wenn das Baby schlafen gelegt werden sollte. Wenn der Tag nicht bis zum Einschlafen verarbeitet werden konnte, beginnen sie oft zu schreien.
Vor Reizüberflutung schützen
Wenn das Kind Reizüberflutung bekommt, solltest du schnell reagieren. Das wichtigste ist, eine sichere und geborgene Umgebung zu schaffen. Körperliche Nähe, wenige Reize, beruhigend reden, Schnuller und alles was dem Kleinen normalerweise hilft sich sicher und geborgen zu fühlen.Idealerweise beugt man der Reizüberflutung aber natürlich bereits vor, bevor sie überhaupt auftreten kann.
Kein hektisches Programm
Bevor das Kind 8 Monate alt ist, braucht es grundsätzlich nicht viele Lernaktivitäten, um sich zu entwickeln. Es nimmt bereits durch den Alltag viele Reize auf. Stattdessen braucht das Kind viele Ruhepausen, und ein Programm, das nicht zu hektisch ist. Das Kind muss sich zu die Welt gewöhnen, und das braucht oft Zeit.
Unter 8 Monaten brauchen Kinder zum Beispiel kein Babyschwimmen oder Kontakt mit gleichaltrigen. Am besten hält man das Programm eher locker und nicht zu straff, denn die beste Methode um das Kind an die Welt zu gewöhnen ist, das Kind sich langsam anpassen zu lassen, ohne zu viele Reizungen.
Jeder Termin und jedes Event bedeutet neue Menschen/Stress/laute Geräusche/Hektik. Deswegen ist es eine gute Idee, nur einen Termin pro Tag zu planen, damit das Kind nicht allzu viel Stress ausgesetzt wird und viele Ruhepausen bekommt.
Plane deine Besuche, Termine und Events. Bringe Schnuller, Tücher und alles, was helfen kann, mit. Sorge dafür, dass das Baby Ruhezeit bekommen kann. Ein dunkler Raum ohne laute Geräusche ist hilfreich, wenn es eine Pause braucht. Es ist sehr anstrengend für die Kleinen die neuen Eindrücke aufzunehmen.
Laute, reiz intensive Umgebungen vermeiden
Unter 5-6 Monaten sind Babys noch empfindlich. Am besten vermeidet man Umgebungen, in denen sehr viel passiert, und wo sehr viele laute Geräusche sind.
Tragen – aber richtig
Kinder werden gerne beim Tragen beruhigt. Tragetücher oder Tragehilfe können sehr hilfreich sein. In den ersten Monaten schützt man das Kind am besten, indem man es mit dem Kopf an die elterliche Brust legt. So wird auch die Wirbelsäule besser entwickelt.
Wenn das Kind mit Blick nach vorne getragen wird, gelangt es automatisch in den Beobachtungsmodus, was Stress verursachen kann. Es nimmt zu viele Eindrücke, Menschen, Farben wahr, die es verarbeiten muss. Wenn das Kind genug davon hat, kann es sich nicht zurückziehen. Mit dem Kopf an Mamas oder Papas Brust, kann es sich einerseits besser zurückziehen, andererseits mit seinen Eltern kuscheln.
Ruhiges Zuhause
Auch zuhause sollten nicht zu viele Geräusche durcheinander kommen - ein stundenlang laufender Fernseher kann zum Beispiel zu Reizüberflutung führen. In den ersten Monaten sollte man deshalb versuchen, unnatürliche Geräusche wie jene von Fernseher, Radio etc. vermeiden oder minimieren. Die Geräusche sollten idealerweise so natürlich wie möglich sein.
Geborgene Umgebung
Die Umgebung des Babys kann die Reize zu einem gewissen Grad kompensieren. Geborgene Umgebungen sind deswegen wichtig. Weiche Stoffe, warme Farben, gedämpftes Licht. Viel Hautkontakt. All das hilft dem Baby besser mit der neuen Welt zurecht zu kommen.
Ruhezeiten
Ungeachtet davon, wie vielen zu verarbeitenden Reize das Baby begegnet, kann man Ruhezeiten einführen. Schlafen und eine ruhige, entspannte Umgebung können dem Kind helfen.
Sprechen, Singen, Stillen
Stimmen sind für das Baby besser als Radio und Fernsehen. Sprich und singe deswegen mit dem Baby. Babys lernen nicht mithilfe von Fernsehen, sondern nur durch Kontakt mit Bezugspersonen zu sprechen. Außerdem lernt das Kind nur Wörter, die Bedeutungen in seinem direkten Umfeld haben.
Rituale
Rituale sind gut um das Baby zu beruhigen. Wenn man eine bestimmte Stimmung schafft, wenn es Schlafenszeit ist, wird das Baby nach einer Weile automatisch müde, wenn man eben diese Stimmung herstellt.
Mützen
Mützen geben Halt und Wärme. Vom Mutterleib ist Baby an diese Gegebenheiten gewöhnt. Dieses Gefühl auch auf der großen weiten Welt zu haben bringt Sicherheit und kann ein bisschen vor Reizüberflutung schützen.
Nur wenig Spielzeug
Am Anfang brauchen Babys kein Spielzeug. Der eigene Körper (ja, Finger sind spannend!) und später Mama und Papa sind eigentlich genug. Erst ab ca. drei Monaten kann einfaches Spielzeug benutzt werden, Spielzeug mit bunten Farben, und rasselnden Geräusche sogar erst noch später.