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Baby Schlafrhythmus und Schlafbiologie

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Schlafberaterin, Kinderschlafexpertin und vierfache Mutter

Über mich

Wenn das kleine Baby geboren wird, hat es bereits seinen eigenen Schlafrhythmus. Diesen hat es schon im Bauch der Mutter entwickelt in den rund 36 Schwangerschaftswochen.

Dieser Schlafrhythmus ist ganz unabhängig vom Schlafrhythmus der Mutter und unterscheidet auch nicht zwischen Tag und Nacht. Der Rhythmus muss also nach der Geburt langsam angepasst werden.

In den ersten Monaten und Jahren ändert sich der Schlafrythmus im Leben eines Babys extrem. Genauso wie sich das Kind entwickelt, ändert sich auch der Schlafbedarf. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle: Die Häufigkeit von Durst, Hunger, Anpassung, Entwicklung, Alter usw. wirken sich auf den Rhythmus und die Dauer aus, genau so wie die Biologie die hinter Babyschlaf steht. 

Schlafbiologie von Babys

Wenn wir mit einem Blick auf die Schlafbiologie deines Babys beginnen, werden die meisten Eltern bereits eine große Erleichterung erleben. Tatsächlich ist der Schlafzyklus eines Babys etwa 40-55 Minuten lang. Das ist etwas kürzer als dein eigener Schlafzyklus als Erwachsener. In dieser kurzen Zeit durchläuft dein Baby jedoch alle Schlafstadien, die es für seine Entwicklung braucht, einschließlich des Tiefschlafs.

Denk daran! Alle Kinder sind unterschiedlich. Manche Kinder benötigen für den gesamten Schlafzyklus nur 30-35 Minuten - und das ist völlig normal.

Faktenbox Schlafbiologie

Die verschiedenen Schlafstadien sind für alle Menschen gleich, aber die Art und Weise, wie sie sich zusammensetzen (Schlafarchitektur), ist je nach Alter unterschiedlich.

  • NREM1 = sehr leichter Schlaf. Man schläft noch nicht "richtig" und ist noch bei Bewusstsein. Erwachsene nehmen vielleicht einen Schluck Wasser, gehen auf die Toilette oder kuscheln sich unter die Bettdecke. Er wird auch als "leichtes Aufwachen" bezeichnet, wenn dies nachts auftritt.
  • NREM2 = leichter Schlaf. Man schläft, kann aber schon durch die kleinste Störung geweckt werden.
  • NREM3 = Tiefschlaf. In diesem Stadium ist es unangenehm, geweckt zu werden.
  • NREM4 = sehr tiefer Schlaf. Jetzt ist es schwierig, die Person zu wecken, und es fühlt sich unangenehm an, geweckt zu werden.
  • REM = Traumschlaf. Kann leicht geweckt werden.

Die meisten Menschen können erkennen, wenn ein Kind tief schläft (NREM3/4).

Das Kind liegt völlig still, man kann es berühren und vielleicht sogar bewegen, ohne dass es nennenswert reagiert. Möglicherweise kannst du sehen und hören, dass die Atmung schwer, ruhig und langsam ist.

Wenn das Kind jedoch die leichte Schlafphase (NREM1/2 und REM) erreicht hat, wird die Atmung schneller, vielleicht sogar abwechselnd. Das Kind ist dann "aktiver" und bewegt sich, und du hast oft den Eindruck, dass es aufwacht oder einen "unruhigen Schlaf" hat.

Der Schlafzyklus eines neugeborenen Babys ist etwa 40-50 Minuten lang und sieht wie folgt aus:

  • Das schlafende Neugeborene fällt direkt in die REM-Schlafphase.
  • Danach wechselt das Neugeborene in die Schlafphasen NREM3 und NREM4.
  • Das neugeborene Baby geht zurück in die REM-Schlafphase.

Wenn dein Baby etwa 2-6 Monate alt ist, durchläuft es zwei neue Schlafphasen: NREM1 und NREM2. Eltern stellen oft fest, dass der Schlaf ihres Babys anders wird, schwieriger, könnte man sagen, und dass ihr Baby (viel) mehr Hilfe beim Einschlafen benötigt.

Der Grund dafür ist einfach, dass dein Baby jetzt einen Schlaf erlebt, der ihm leicht fällt und den es vorher nicht kannte. Bei manchen Kindern mag es so aussehen, als ob sie sich nicht dem Schlaf hingeben wollen, aber es geht eher darum, dass sie es einfach noch nicht können. Zumindest nicht ohne Hilfe.

Von 2 bis 6 Monaten an ist der Schlafzyklus deines Babys noch etwa 40-50 Minuten lang: 

  • Das Kind beginnt in der NREM1-Schlafphase und gleitet in die NREM2-Schlafphase, WENN das Kind nicht gestört wird und die nötige Schlafunterstützung erhält.
  • Danach wechselt das Kind in die Schlafphasen NREM3 und NREM4.
  • Das Kind kehrt nun in die Schlafphasen NREM2 und NREM1 zurück.
  • Das Kind tritt in die REM-Schlafphase ein.
  • Das Kind endet in der NREM1-Schlafphase.

Jetzt ist der Schlafzyklus des Babys abgeschlossen und ein neuer kann beginnen.  

Je jünger das Kind ist, desto mehr Schlaf findet in den REM- und NREM-Tiefschlafphasen statt. Ein neugeborenes Baby verbringt zum Beispiel 50% der Zeit im REM-Schlaf, der auch als "Tiefschlaf" bezeichnet wird.

In dieser Zeit ruhen sich Körper und Geist aus, und tanken neue Energie. Sowohl Neugeborene als auch ältere Babys schlafen sehr tief. Das sollte Eltern von Babys beruhigen, die dazu neigen, zwischen den einzelnen Schlafzyklen aufzuwachen.

Schlafrhythmus nach Alter

Es gibt einen Durchschnittswert je nach Alter, von dem man ausgehen kann. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass Babys individuell sind und sich unterschiedlich entwickeln. Deswegen kann der Schlafbedarf des Kindes auch vom Durchschnittswert abweichen.

Tabelle

Alter

0-3 Monate

4-6 Monate

7-9 Monate

10-12 Monate

13-24 Monate

Schlafbedarf Gesamt

17 Stunden

14,5 Stunden

14 Stunden

14 Stunden

13,5 Stunden

Davon Tagesschlaf

50 %

30 %

25 %

20 %

15 %

REM-Schlaf am Gesamtschlaf

50 %

35 %

30 %

27 %

25%

Anzahl der Tagesschläfchen

4-6

3-4

2-3

1-2

1

Aktive Phasen zwischen den Schläfchen

1 Stunden

2 Stunden

3 Stunden

4 Stunden

5-6 Stunden

Ein- oder mehrmaliges nächtliches Erwachen

98 % der Babys

74 % der Babys

70 % der Babys

65 % der Babys

60 % der Kinder

Es ist normal, dass der Schlafrhythmus deines Babys von den Werten in der Tabelle abweicht. Solange das Kind glücklich und zufrieden ist, gibt es keine Probleme. Achte aber darauf, dass du, wenn das Kind nicht gut schläft und übermüdet oder völlig überdreht ist, etwas unternehmen solltest um den Schlafrhythmus und die Schlafqualität zu verbessern. Du kannst natürlich auch deinen Kinderarzt um Rat bitten.

Faktoren, die den Schlafrhythmus beeinflussen

Es gibt viele Faktoren, die eine große Rolle spielen, wenn es um den Schlafrhythmus geht. Genau diese bewirken auch, dass sich der Schlafrhythmus nach und nach ändert.

Schlafbedarf

Der Schlafbedarf spielt eine große Rolle und ändert den Schlafrhythmus, denn das Kind wächst und entwickelt sich weiter und braucht deswegen eine unterschiedliche Menge an Schlaf, je nach Alter. Das Baby schläft mehr, wenn es ganz klein ist, wacht jedoch gleichzeitig mehr auf, weil es für eine gute Entwicklung auch viel Nahrung benötigt. Wie viel Schlaf genau ein Baby braucht, ist jedoch eine Frage die nicht mit einer einfachen Antwort beantwortet werden, da dies von Kind zu Kind unterschiedlich ist. 

Wir empfehlen dir daher immer, dich auf dein Kind und seine individuellen Bedürfnisse zu konzentrieren, denn wenn es deinem Kind gut geht und es glücklich ist, obwohl es etwas mehr oder weniger schläft als in den allgemeine Richtlinien in der Tabelle oben beschrieben, dann ist das auch vollkommen okay und normal.

Nahrung

Wenn das Kind geboren wird, ist sein Magen und Magenvolumen ganz klein. Deswegen trinkt das Kind wenig, aber oft. Das bedeutet, dass Babys öfter als Erwachsene Hunger haben und öfter gestillt oder gefüttert werden müssen. Das hat eine große Auswirkung auf das Schlafen, denn das Kind kann nicht so lange schlafen, ohne Nahrung zu bekommen.

Das Kind entwickelt sich rasch und das Magenvolumen wird größer und größer. Nach und nach trinkt es mehr und die Perioden zwischen Stillen oder Füttern werden länger. Das Kind kann dann auch länger am Stück schlafen.

Ihr müsst euch keine Sorgen machen, ob das Baby zu viel schläft und nicht oft genug gestillt oder gefüttert wird. Babys haben nämlich einen eingebauten Schutzmechanismus, der verhindert, dass das Baby zu lange und zu tief schläft. Das Kind wacht also automatisch ab und zu auf, damit es gestillt oder gefüttert werden kann.

Dieser Mechanismus fördert das Wachstum und ist besonders nützlich für die Entwicklung des Gehirns.

Schlafzyklus

Der Schlafzyklus des Babys ist auch unterschiedlich von jenem von Erwachsenen. Das Baby hat einen viel leichteren und häufiger REM-Schlaf (Träumen) als ältere Kinder und Erwachsene. Durch die Nacht durchläuft das Baby auch mehr Schlafzyklen als Erwachsene. Man kann eine Schlafnacht in zwei Hälften einteilen. In der ersten schlafen die Babys viel ruhiger, in der zweiten werden sie öfter wach.

Schlaftyp

Genauso wie Erwachsene können auch Kinder Viel- oder Wenig-Schläfer, Frühaufsteher oder Nachteulen sein. Das spielt auch eine Rolle beim Schlafrhythmus, denn das Baby hat eine Präferenz wann und wie lange es am besten am Stück schläft.

Alter

Je älter das Kind wird, desto länger schläft es in der Nacht und wird dementsprechend weniger wach. Es ist aber normal, dass Kinder besonders im ersten Lebensjahr öfters in der Nacht aufwachen. Am Tag werden die Wach-Perioden länger und das Kind schläft weniger. Es dauert eine gewisse Zeit, und erst, wenn das Kind ein Alter von 3 Jahren erreicht hat, schläft es nicht mehr tagsüber.

Nickerchen

Wie lange dein Baby in der Nacht schläft, hängt auch davon ab, wie viele Nickerchen es tagsüber macht. Gerade übermüdete Babys haben oft Probleme, am Abend einzuschlafen. Demnach können kleine Naps zwischendurch hier wahre Lebensretter sein. Unsere Federwiege mit Motor kann dabei helfen, dein Kleines auch tagsüber sanft in ein Nickerchen zu wiegen, und dir eine größere Chance auf nächtliche Ruhe verschaffen.

Schlafrhythmus ändern

Man kann versuchen den Schlafrhythmus des Kindes zu ändern. Zum Beispiel könnte man versuchen das Kind zu beeinflussen. Damit es länger am Morgen schläft, könnte man das Kind später am Abend ins Bett legen. Der Erfolg kann aber nicht garantiert werden, denn Kinder haben genau wie Erwachsene auch eine Präferenz bezüglich frühem oder spätem Aufstehen.

Wenn man den Schlafrhythmus beeinflussen möchte, ist es wichtig langsam vorzugehen und Geduld mitzubringen, denn es kann dauern bis sich der Rhythmus ändert.

Möchte man den Schlafrhythmus ändern, kann man auch versuchen die Alltagsroutine anzupassen, damit das Kind früher oder später ins Bett gelegt wird. Ebenso ist es einen Versuch wert, dass Einschlafritual zu verbessern. Dadurch könnte das Kind besser und schneller einschlafen. 

Wenn das Kind länger schlafen soll, kann man auch versuchen dem Kind zu verdeutlichen, dass es immer noch Nacht ist und damit noch genügend Zeit für Schlaf ist. Ein dunkler Raum mit schwachem Licht kann ein Kind davon überzeugen weiterzuschlafen. 

Das Nervensystem und der Schlaf

Babys haben nicht die Fähigkeit, sich selbst und ihr Nervensystem zu beruhigen. Ihre Gehirne sind dafür noch nicht entwickelt. Babys und Kleinkinder können nur mit elterlicher Hilfe die nötige Ruhe finden. Es ist eine Frage der Gehirnchemie, denn die Ausschüttung von Beruhigungs- und Schlafhormonen wird durch Stresshormone blockiert.

Der normale Schlaf deines Babys ist also gewissermaßen ein "geteilter Schlaf", bei dem die Eltern eine wichtige Rolle spielen, sei es, dass sie physisch neben dem Kind schlafen oder dass sie jedes Mal zur Stelle sind, wenn das Baby Hilfe braucht.

Der Schlaf, der mit Hilfe und Unterstützung der Eltern stattfindet, hilft dem Kind, die Verbindungen im Gehirn zu entwickeln, die die Grundlage für die Fähigkeit des Kindes bilden, langfristig ohne elterliche Hilfe einzuschlafen. Auf diese Weise kann das Kind zu einem ruhigen Nervensystem zurückfinden und dieses aufrechterhalten, auch wenn es allein im Bett liegt oder nachts aufwacht.

Jedes Mal, wenn du deinem Baby liebevoll hilfst, sich zu beruhigen und einzuschlafen, egal ob es viel oder wenig Hilfe braucht, "leiht" sich dein Baby dein ruhiges Nervensystem und wird in seiner Entwicklung unterstützt.

Alle Babys - oder Kinder - erlernen diese Fähigkeit mit der Zeit. In ihrem eigenen Tempo.

Über die Autorin

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Schlafberaterin, Kinderschlafexpertin und vierfache Mutter

Mia Bernscherer Bjørnfort ist ein anerkannter ganzheitlicher Schlafcoach und ausgebildete ehrenamtliche Stillberaterin mit fast 10 Jahren Erfahrung im Bereich des Kinderschlafs. Mia hat sich auf verschiedene Bereiche des Baby-, Kinder- und Familienschlafs spezialisiert und vermittelt Wissen über Schlaferwartungen, Schlafbiologie und die Entwicklung von Kindern. Sie hilft Eltern, fundierte Entscheidungen über den Schlaf ihrer Familie zu treffen, um ihr Verständnis für ihre eigenen Bedürfnisse und die ihres Kindes zu stärken. Darüber hinaus ist Mia eine aktive Sprecherin und Vorsitzende der dänischen Stiftung Sovende Børn, wo sie ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen in Artikeln und Leitfäden in den sozialen Medien weitergibt.

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